Page 28 - Ärzteblatt Mecklenburg-Vorpommern, Oktober-Ausgabe 2025
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PERSONALIEN


           Prof. Dr. med. habil. Regina Stoll


           zum 70. Geburtstag




           Am 9. Oktober 2025 begeht Prof. Dr. med. habil.                  Gefolge am Markt zunehmend durch und ist heute
           Regina Stoll ihren 70. Geburtstag. Dazu gratulie-                Grundlage moderner Software z. B. in Fitnessuh-
           ren wir sehr herzlich und wünschen ihr Gesund-                   ren und bei der Spiroergometrie.
           heit und Freude im Kreise der Familie und Freun-                 Die Verzahnung von Medizin und Technik wählte
           de sowie viele weitere erfüllte Lebensjahre.                     Regina Stoll somit früh zu ihrem Forschungs-
           Regina Stoll wurde am 9. Oktober 1955 in Rostock                 schwerpunkt. Es folgten zahlreiche von Bund,
           geboren, wo sie auch ihre Schulzeit verbrachte                   Land und Industrie geförderte Projekte u. a. zur
           und in ihrer Freizeit erfolgreiche Schwimmerin                   autonomen Personenrettung auf See und zur
           war. Nach dem Abitur entschied sie sich für ein                  Technikfolgeabschätzung für die Arbeit in hoch-
           Medizinstudium in ihrer Heimatstadt, das sie 1980                automatisierten Laboren. Durch die Mitglied-
           abschloss. Zunächst absolvierte sie ihre Weiterbil-  Prof. Regina Stoll  schaft in drei Fakultäten der Universität Rostock
           dungszeit in der Sportmedizin, promovierte 1984                  (Medizin, Philosophie, Informatik und Elektro-
           parallel in der Arbeitsmedizin und wechselte nach dem Facharzt   technik) sowie in der Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtung
           für Sportmedizin 1985 an das damalige Institut für Arbeitshygi-  CELISCA etablierte Regina Stoll ein Netzwerk für Forschungs-
           ene (später: Institut für Arbeitsmedizin) der Medizinischen Fa-  kooperationen und stellte ein eigenes, interdisziplinär agieren-
           kultät der Universität Rostock, an dem sie 1990 Fachärztin für   des Team aus jungen Medizinern, Ingenieuren, Sportwissen-
           Arbeitsmedizin wurde. Die Kombination dieser beiden Fächer   schaftlern, Psychologen und Mathematikern zusammen. Dabei
           blieb für ihren weiteren Berufsweg bestimmend. Zwischen 1988   unterstützte sie auf gerechte und vertrauensvolle Weise die be-
           und 2002 übernahm sie als Oberärztin die Leitung des Bereichs   rufliche Entwicklung jedes Einzelnen.
           Arbeitsphysiologie. Ab 1992 war sie stellvertretende Institutsdi-  Die visionäre Gründung des „Instituts für Präventivmedizin“ im
           rektorin. In diesen Jahren beschäftigte sich Dr. Regina Stoll v. a.   Jahr 2006, dessen Direktorin Regina Stoll bis 2021 war (ab 2010
           mit messtechnischen Konzepten zur Erfassung und Verarbei-  als apl. Professorin für Präventivmedizin) und das den drei in-
           tung funktionsdiagnostischer Daten in der Anthropometrie und   zwischen am Institut angesiedelten Fächern Arbeits-, Sport- und
           Spiroergometrie. Ein von ihr entwickelter Hautfaltendickenmes-  Sozialmedizin ein gemeinsames Dach bot, leitete eine neue Ära
           ser zur Bestimmung des Körperfettgehalts bei Sportlern brach-  in Forschung und Lehre ein. In den Vordergrund rückte zuneh-
           te ihr 1991 eine Goldmedaille bei der Welterfindermesse in Brüs-  mend die Entwicklung und Evaluation gesundheitsförderlicher
           sel ein. Gemeinsam mit ihrem Mann Dr. Norbert Stoll meldete   oder -unterstützender Interventionen für diverse Berufs- und
           sie mehrere Wirtschaftspatente u. a. zur automatisierten Atem-  Altersgruppen sowie langzeiterwerbslose Menschen. Eines der
           gasanalyse und zur extrapolativen Bestimmung der maximalen   Projekte wurde 2012 vom Bundesministerium für Bildung und
           Sauerstoffaufnahme an. Die Erkenntnisse dieser Forschung wa-  Forschung und der AOK mit dem Leonardo-Preis für Digitale
           ren späterer Ausgangspunkt für zwei Projekte mit der Europäi-  Prävention ausgezeichnet. Für ihre besonderen Verdienste auf
           schen Raumfahrtorganisation (ESA) zur Entwicklung von Atem-  dem Gebiet der Arbeitsphysiologie verlieh die Deutsche Gesell-
           gassensoren in der Raumfahrt. Auch die 2002 in ihrer Habilitati-  schaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin Regina Stoll 2016
           onsschrift  vorgestellte  Methodik  zur  individuellen  Funktions-   außerdem die Joseph-Rutenfranz-Medaille. In dieser Zeit entwi-
           und Leistungsdiagnostik in der Arbeitsmedizin hatte innovati-  ckelten sich auch langanhaltende Forschungskooperationen
           ven Charakter, einerseits durch eine automatisierte Datenerfas-  mit der University of Alabama in Huntsville und der NC State
           sung, andererseits durch die Interpretation der Messergebnisse   University in Raleigh, der Partnerstadt von Rostock, wo sie bis
           anhand alters- und geschlechtsspezifischer Referenzwerte un-  2024 als Adjunct Professorin wirkte.
           ter Nutzung mathematischer Modelle (heute sprechen wir von   In der medizinischen Lehre übernahm Regina Stoll ab 2002 mit
           KI). Darauf aufbauende Forschungsprojekte beschäftigten sich   der Leitung des Instituts für Arbeits- und Sozialmedizin und ab
           mit der Anbindung der Individualdiagnostik an moderne Infor-  2006 des Instituts für Präventivmedizin die wichtige Aufgabe,
           mations- und Kommunikationstechnologien. Die Idee der indi-  Medizinstudierenden das enorme Potenzial präventiven Han-
           viduellen Datenerfassung und -interpretation setzte sich im   delns nahezubringen und sie mit Inhalten zur Gesundheitsförde-


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